Es gibt Momente, da scheint alles zu wanken. Eine Beziehung verändert sich. Eine Entscheidung steht an. Oder du spürst eine diffuse Unruhe, ohne genau zu wissen, warum. Vielleicht fühlst du dich dann innerlich rastlos, abgeschnitten oder überfordert.
Was dir in solchen Momenten oft fehlt, ist Sicherheit – nicht im äußeren Sinne, sondern innerlich. Das Gefühl: Ich bin da. Ich bin verbunden. Ich bin getragen – von mir selbst.
Und genau hier kommt dein Atem ins Spiel.
Der Atem ist nicht nur ein biologischer Vorgang. Er ist eine Brücke. Zwischen Körper und Geist. Zwischen Jetzt und Überforderung. Zwischen Außenwelt und deiner inneren Heimat. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du den Atem als Werkzeug nutzen kannst, um dich selbst zu regulieren – und in dir Sicherheit zu finden, selbst wenn außen alles in Bewegung ist.
Der Atem – dein eingebauter Anker
Du atmest. Immer. Ohne darüber nachzudenken. Und genau das ist das Faszinierende: Dein Atem ist immer da. Er begleitet dich – ob du ruhig bist oder aufgewühlt, ob du schläfst oder wach bist. Doch das Bewusstsein für deinen Atem hast du oft verloren. Du bist im Kopf, in Gedanken, im Außen.
Sobald du deinen Atem wieder spürst, kommst du zurück. Nicht nur in deinen Körper – sondern in deine Präsenz. Und dort beginnt innere Sicherheit.
Was passiert in deinem Körper, wenn du bewusst atmest?
Dein Atem steht in direkter Verbindung zu deinem Nervensystem. Wenn du in Gefahr bist – oder dich gestresst fühlst – reagiert dein Körper mit flacher, schneller Atmung. Das aktiviert den Sympathikus, deinen „Flucht- oder Kampfmodus“.
Wenn du jedoch bewusst langsam und tief atmest, aktivierst du den Gegenspieler: den Parasympathikus. Das ist dein Ruhe- und Regenerationssystem. Und genau dort entsteht das Gefühl von innerer Sicherheit, Erdung, Klarheit.
Mit jedem bewussten Atemzug kannst du deinem Körper signalisieren: Du bist sicher. Es ist gut. Du darfst loslassen.
Warum der Atem mehr ist als eine Entspannungstechnik
Vielleicht hast du schon von Atemübungen gehört. Doch Atemarbeit ist mehr als ein Mittel zur Beruhigung. Sie ist ein Weg zur Verbindung – mit dir selbst. Dein Atem zeigt dir, wie es dir wirklich geht. Bist du flach im Brustkorb? Oder weich und offen im Bauch? Hältst du ihn unbewusst an?
Indem du lernst, deinen Atem zu spüren und zu lenken, lernst du, dich selbst zu halten. Und genau das ist innere Sicherheit: Nicht, dass im Außen alles ruhig ist – sondern, dass du dir selbst ein sicherer Ort wirst.
Drei einfache Atemübungen für deinen Alltag
1. Ankommen im Moment – 4–6–8-Atem
Diese Übung hilft dir, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen.
- Atme 4 Sekunden lang ein.
- Halte den Atem für 6 Sekunden.
- Atme 8 Sekunden lang langsam aus.
- Wiederhole das 5–6 Mal.
Wirkung: Du beruhigst dein Nervensystem und signalisierst: Ich bin nicht in Gefahr.
2. Atemraum spüren – „Ich atme ein, ich bin da“
Setz dich aufrecht hin. Lege eine Hand auf den Brustkorb, eine auf den Bauch. Beim Einatmen sag innerlich:
„Ich atme ein, ich bin da.“
Beim Ausatmen:
„Ich atme aus, ich komme zur Ruhe.“
Wirkung: Du verbindest Worte, Atem und Körper zu einem Gefühl von Zentrierung.
3. Erden durch Ausatmung
Stell dir beim Ausatmen vor, dass du alles abgibst, was dich beschwert – in den Boden, in die Erde unter dir.
Atme ein – nimm Raum.
Atme aus – gib ab.
Wirkung: Du stärkst das Vertrauen, dass du nicht alles festhalten musst.
Was passiert, wenn du deinen Atem ernst nimmst?
Du wirst sensibler für dich. Du spürst früher, wenn du dich verlierst. Du lernst, in dich hineinzuhorchen, ohne gleich zu reagieren. Der Atem wird zu deinem inneren Halt – ganz ohne äußere Hilfsmittel.
Und irgendwann passiert etwas Wundervolles: Du brauchst keine perfekte Umgebung mehr, um dich sicher zu fühlen. Kein Schweigeretreat, keinen Waldspaziergang, keine abgeschirmte Stille. Du brauchst nur dich – und deinen Atem.
Innere Sicherheit beginnt mit einem Atemzug
In einer Welt, die dich ständig nach außen zieht, ist dein Atem dein Rückweg zu dir. Er ist einfach. Kostenlos. Immer verfügbar. Und er bringt dich genau dorthin, wo echte Sicherheit wohnt: In dein Inneres.
Wenn du lernst, ihn bewusst wahrzunehmen, wirst du spüren: Du musst nicht erst „fertig“ sein, um dich sicher zu fühlen. Du darfst schon jetzt anfangen – mit dem nächsten Atemzug.
Coaching-Impuls für dich:
Nimm dir heute drei Minuten Zeit. Setz dich aufrecht hin. Schließe die Augen. Atme. Nichts verändern, nur spüren. Wie fühlt sich dein Atem gerade an? Und wie fühlt sich dein Inneres nach diesen drei Minuten an?